David Bowie trägt Make-up auf, während er sich auf einen Auftritt als sein außerirdisches Alter Ego "Ziggy Stardust" vorbereitet.
In den 70er Jahren richtete der Postindustrialismus verheerende Schäden an, und als die Unruhen Nordirland erschütterten, forderten die Arbeiter im ganzen Vereinigten Königreich durch Streiks bessere Löhne und Arbeitsbedingungen. Der "Summer of Love" hatte sich abgekühlt, und die ausgelassenen 60er Jahre wurden bald durch einen geradlinigeren Sound ersetzt. Aber die ernsten und ernsthaften Künstler hatten nicht lange das Sagen.
Zu Beginn des Jahrzehnts explodierte der Glam Rock in einem Ausbruch von Verspieltheit und Androgynität, mit großem Make-up, extravaganten Outfits und authentischen, mit Hooks versehenen Rocksongs, die vor Leben strotzten. Dies war ein Gegenmittel zu den düsteren Realitäten, die man anderswo vorfand - eine lebendige neue Form des Eskapismus, die es den Zuhörern ermöglichte, sich mit Songs über kosmische Tänzerinnen und Spinnen vom Mars in eine Welt der Fantasie zu versetzen.
Glam Rock explodierte in einem Ausbruch von Verspieltheit und Androgynität..."
Hohe Absätze und bauschiges Haar waren Schlüsselelemente des Glam-Rock-Looks der New York Dolls. Eine Vision, die Twisted Sister in die 80er Jahre mitnahmen.
Mode und geschlechtlicher Ausdruck waren integraler Bestandteil des Genres, insbesondere bei den männlichen Künstlern. Anstatt den Bart- und Jeans-Look der späten 60er Jahre fortzusetzen, sorgte der Glam für einen Umbruch, als führende Männer wie Marc Bolan von T. Rex, der frühere Anführer von Velvet Underground, Lou Reed, Iggy Pop von The Stooges und David Bowie begannen, sich in Frauenkleider und Make-up zu kleiden. Im Vereinigten Königreich war Homosexualität erst wenige Jahre zuvor teilweise entkriminalisiert worden, und es herrschten noch immer engstirnige Ansichten über Sexualität und Geschlecht. Aber diese Gegenkultur-Bewegung gab Männern neue Möglichkeiten, sich auszudrücken - auf eine Art und Weise, die nicht der hegemonialen Männlichkeit entsprach.
Glam Rock, voller Dekadenz und Effekthascherei, hat seitdem die Grenzen der Sexualität und der Geschlechternormen immer weiter verschoben.
Der Trend war männlich dominiert, aber der Glam hatte auch Auswirkungen auf die Frauenmode. Weibliche Stars wie Suzi Quatro trugen androgyne und kantige Looks, die sich an den männlichen Kollegen ebenso anlehnten wie an die Frauen. In beiden Fällen legten das Genre und der damit verbundene Lebensstil den Grundstein für eine fließendere Darstellung der Geschlechter.
Der Glam-Rock, voller Dekadenz und Effekthascherei, hat die Grenzen der Sexualität und der Geschlechternormen immer weiter verschoben. Das androgyne Erbe der Bewegung wurde später in US-amerikanischen Glam-Punk-Bands wie den New York Dolls und den Runaways, in Metal-Bands wie Judas Priest und Def Leppard und in zeitgenössischen Bands wie My Chemical Romance, Måneskin und sogar Harry Styles sichtbar.
Iggy & The Stooges im Whisky-A-Go-Go. Lou Reed tritt live auf der Bühne des Carre Theatre auf.
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