EIGHTIES

1989: Ostdeutschlands Krieg gegen den Punk

VERÖFFENTLICHT: 9. MAI 2022

LESEDAUER: 5 MINUTEN

Bürger von beiden Seiten Berlins feiern 1989 am Brandenburger Tor.

Bürger von beiden Seiten Berlins feiern 1989 am Brandenburger Tor.

Der Begriff "Punk" beschreibt seit Jahrzehnten eine Fülle von aufmüpfigen Musikgruppen aus Orten wie London, Washington DC und Los Angeles. Das Genre, das auf einer DIY-Attitüde, gegenkulturellen Werten und dem Geist der Rebellion aufbaut, hatte auch in Ost-Berlin eine prominente Stimme. Hier spielte eine Untergrundbewegung vor dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 eine wichtige Rolle beim Aufbau des Widerstands gegen das sowjetische Regime.

Nach Ost-Berlin gelangte der Punk über die Radiosender der britischen Streitkräfte in West-Berlin und über Zeitschriften, die über die Grenze geschmuggelt wurden. Der unverwechselbare visuelle Stil mit zerrissenen Klamotten und ermutigenden Slogans war ebenso einflussreich wie die schroffen Klänge, und trotz der Unterdrückung entwickelte sich eine kleine lokale Szene, obwohl es keine Musikstudios oder gar Auftrittsorte gab.

Konzerte von Bands wie Die Anderen, Namenlos und Wutanfall fanden illegal in Kirchen und Kellern statt, wobei die Auftritte aufgezeichnet und per Tonband verbreitet wurden, während sich ein Netzwerk von Anhängern entwickelte. Diese Bands wurden zum Symbol dafür, dass sie sich gegen die herrschende Partei aussprachen, und sie kritisierten die Stasi (Geheimpolizei) lautstark in Liedern, die für die ostdeutschen Kämpfe typisch waren.

Ostberliner Punks hocken 1982 in einer mit Graffiti beschmierten Wohnung.

Ostberliner Punks hocken 1982 in einer mit Graffiti beschmierten Wohnung.

In den 80er Jahren nahm die ostdeutsche Regierung die Punks, die nun als Staatsfeinde galten, gezielt ins Visier. Bands wurden von der Stasi verhaftet und wegen ihrer Texte und Überzeugungen verhört, und Zivilisten wurden verprügelt, als das Tragen von Punk-Kleidung in der Öffentlichkeit zu einer mutigen oppositionellen Aussage wurde. Im Januar 1989 bezeichnete ein Bericht der Behörden den Punk als das gefährlichste Jugendelement im Land und als führende Kraft hinter den regierungsfeindlichen Aktivitäten.

Die Bands wurden zum Symbol dafür, dass sie sich gegen die Regierungspartei aussprachen.

Nach 32 Jahren fiel am 9. November 1989 die Berliner Mauer - ein monumentales Ereignis, das die offizielle Wiedervereinigung Deutschlands ein Jahr später einläutete. Im Zuge dieses Ereignisses beendeten viele ostdeutsche Punkbands ihre Aktivitäten. Nach vielen hart geführten Kämpfen hatte der Punk den Krieg gewonnen.

Die Berliner Mauer wird im November 1989 zerstört. 1985 findet in Ost-Berlin ein Guerilla-Punk-Konzert statt.

Die Berliner Mauer wird im November 1989 zerstört. 1985 findet in Ost-Berlin ein Guerilla-Punk-Konzert statt.

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